Tom Possod – Interview!

Tom Possod ist so ein Typ, dem man früher oder später begegnen muss, wenn man Motorrad Fahren liebt. Es kann sein dass man ihn beim Club of Newchurch Festival trifft (Orga-Team), oder man trifft ihn auf einer der abgefahrenen Touren des BackRoadClub (Mastermind), auf Messen oder wie wir in Afrika…ja, oder eben in Ibbenbüren beim Haselrodeo. 
Uns verbindet die gemeinsame Leidenschaft für Abenteuer, Freiheit und Motorräder…ich freue mich das daraus eine Freundschaft zu diesem sympathischen Österreicher entstanden ist, der dir garantiert Motorradziele empfehlen kann, an die du vorher noch nicht mal gedacht hast.

Moin Tom, zum letzten HASELRODEO kamst du aus Georgien angereist und hast endlich mal ne Trophäe abgestaubt (längste Anfahrt), dann warst du gestern noch bei mir in Hamburg, heute Berlin und letzten Monat in Afrika…bezahlt dich ernsthaft jemand für so ein Leben?

Der Tank (die Trophäe) ist in der Tat der erste und einzige Preis den ich je mit dem Motorrad gewonnen habe und rostet nun bei mir im Wohnzimmer weiter.

Direkt wird das natürlich nicht bezahlt. Die Erfolgsrechnung beginnt bei mir nicht mit den Einnahmen, sondern mit den Ausgaben und diese reduziere ich erstmal auf Benzin. 

In Wahrheit verbinde ich die Projekte die ich extrem gerne mache – wie das  Haselrode – mit denen, die ich mag und die bezahlt werden – wie mein Aufenthalt in Hamburg – und nutze so weit wie möglich Synergien. 

Also ist das Reisen niemals Urlaub? – da drängt sich natürlich die Frage auf, was jemand wie du macht wenn er frei hat. Guckst du dann endlich Netflix durch?
Zumindest verschwimmen die Grenzen zwischen Urlaub und Reisen bei mir und eines kommt selten alleine. Wenn ich aus Metropolen wie Hamburg oder Berlin zurück in mein kleines Dorf komme, dann genieße ich einfach das Landleben. Mit dem Bier in der Hand am Gartenzaun des Nachbarn.
Du hast früher für diverse Automobilkonzerne gearbeitet und dann gemerkt das dein Job zwar sicher, aber deine Abenteuerlust null befriedigt hat. Was rätst du Menschen die auch das Gefühl haben, ihr Leben ist zu leer.

Pfoa… keine Ahnung! Da muss ich noch ein wenig nachdenken… Im Grunde bin ich immer getrieben von Leidenschaft und Neugier. Da sich das in der Industrie nur bedingt ausleben lässt, wurde ich Customizer. Mittelmäßiger. Da Mittelmaß in dieser Branche weder ernährt noch die Zeit zum Ausleben der Leidenschaft am Motorradfahren bleibt, habe ich mir zum Geburtstag eine Reise nach Dakar geschenkt. Als ich am Rückweg war, wurde ich gefragt, ob ich nicht das Newchurch Festival eröffnen wolle. Nach der Veranstaltung wurde mir angeboten, Teil des Teams zu werden. Plan stand da jedenfalls keiner dahinter.

Zusammengefasst, in kurzen Worten und auf Englisch würde das nun bedeuten: Follow your passion!

Ihr organisiert Rallyes durch Deutschland, Österreich, Balkan, Afrika usw.
Muss man da richtig gut Fahren können, oder kann da jeder mit?

In Wahrheit mach ich das alles ja nur für mich und nehme ein paar Kumpels mit. Dass es dann so viele werden, hat sich irgendwann ergeben. 

Wenn du legal einen Motorradführerschein erworben hast, dann kannst du mit uns mitfahren. Wenn du deinen Bock richtig gut beherrscht, dann wird dir trotzdem die Puste ausgehen.

Unsere Touren sind so angelegt, dass jeder “sein Ding” fahren kann und soll. In Afrika bleibst du so gut wie immer auf Asphalt und wirst atemberaubende Landschaften zu sehen bekommen und aus dem Staunen nicht rauskommen. Du kannst es aber auch so richtig krachen lassen und tagelang abwechselnd Sand, Schotter oder Kies unter den Stollen haben.

Am Abend trifft man sich wieder und entscheidet am nächsten Morgen, was man an diesem Tag sein möchte: Geniesser oder Rallypilot. Oder irgendwas dazwischen.

Unsere Rodes sind keine Rennen auf Zeit. Es geht darum, gemeinsam maximalen Spaß zu haben. Ich kann keine Träume erfüllen, aber ich möchte dabei helfen, sie greifbar zu machen. Egal ob jung oder alt, Frau oder Mann, Hardenduro oder Chopper. Jeder kann da mit!

Mit einem gerade entstehenden neuen Projekt kommen – beginnend 2024 – noch Tunesien, der Balkan und als Highlight Dakar dazu.

Dein Job hat so viel mit Motorrädern zu tun. Da sind die Rallyes, das Newchurch Festival und vieles mehr…ist dadurch deine Leidenschaft fürs private Fahren weniger geworden?
Ganz und gar nicht. Ich liebe es, mit vielen Menschen unterwegs zu sein und am Abend mal zu feiern. Aber hier schließt sich der Kreis mit deiner 2. Frage: Nach Action und Party mag ich dann auch mal meine Ruhe haben. In meinem Fall heisst das, dass ich mich mutterseelenalleine auf den Weg mache und neues erkunde. Wenn ich mich mal wieder alleine auf den Weg mache, dann bin ich aufgeregt wie ein kleines Kind vor dem Christbaum und die Leidenschaft brennt in mir. Das einzige was sich vielleicht etwas verändert hat, ist die Tatsache, dass ich kaum noch Lust auf Tagestouren habe, die wieder am Ausgangspunkt enden.
Aktuell steht eine Rallye nach Dakar kurz bevor, worum geht’s da genau?

Eigentlich war erstmal nur eine kleine Spritztour mit einem Freund geplant. Irgendwann wurde “Dakar” daraus.
2018 stand meine Reise nach Kapstadt an und diese war durchgeplant. Leider – oder Gottseidank – hatte ich davor einen Auftrag als Consulter in der Motorradbranche. Da ich dort meine Aufgaben scheinbar recht gut gelöst habe, wurde dieser Auftrag ständig verlängert und nach einer langen Durststrecke als Customizer konnte ich diese Entschädigung gut gebrauchen. Leider habe ich meine Abfahrt so lange hinausgeschoben, dass mir die Regenzeit einen Strich durch den Plan gemacht hat. Am Ende habe ich einen anderen Traum aus der Schublade geholt: Dakar solo!

Unterwegs bin ich dann aber draufgekommen, dass du als Soloreisender einen gravierenden Nachteil hast: Auch wenn du der Gefahr gerne mal ins Auge siehst, so ist es recht unvernünftig – wenn nicht sogar sehr Dumm – wenn du beispielsweise eine 600km Etappe durch die Wüste alleine machst. Wenn du dir ein Bein brichst, dann ist das an sich keine große Sache. Wenn du allerdings hinter einem Wüstenkamm liegst, dein Handysignal auf Null steht und es 50 Grad heiß ist, dann verlängern die 3 Liter Wasser im Gepäck nur noch das elende Sterben.
Somit musste ich 1.800km schnurgerade auf Asphalt zurücklegen. Die Wahrscheinlichkeit verrückt zu werden, ist bei solch einem Unterfangen relativ groß. Auf diesem Teilstück wurde übrigens der Grundstein für das Europe-Africa Rodeo gelegt!

Zurück zu deiner Frage: Enrico (Loose Screw) – mein “Partner in crime” – liebt seine alte 1VJ (Yamaha Tenere 600Z) und ich will endlich mal mit einem neuen Bike fahren. Da man mit Enrico nicht streiten kann, haben wir uns so unsere Gedanken gemacht, womit wir denn nun fahren. Meine alte Tenere 34L ist total Schrott und mit Schraubenschlüsseln stehe ich auf Kriegsfuß.
Dann habe ich ein wenig recherchiert: 1978 fand die erste Rallye Paris – Dakar statt und Cyril Neveu hat diese auf Yamaha für sich entschieden. Anfang der 80iger Jahre ging Yamaha mit einer XT mit Fahrwerkstechnik der YZ an den Start. 1983 war der Serienreplica des Rallyemotorrades unter dem Namen “Tenere“ (was in der Sprache der Tuaregs so viel bedeutet wie „Wüste“) am Markt. 1984 und 1985 war sie dann auch das meistverkaufte Motorrad in Europa.

Die Idee war geboren und was mit einer Spritztour begann, nennt sich nun “40 years Tenere anniversary Tour” oder Old School meets New School.
Enrico startet die Tour auf seiner alten Ténéré und wird sich mit Original Equipment aus dieser Zeit auf den Weg machen.
Ich werde die Reise mit einer neuen Yamaha Ténéré World Raid in Angriff nehmen und bin mit modernstem Equipment unterwegs.
Die Route ist angelehnt an die 1997er bzw. 2002er Paris-Dakar Rallye und geht von Marokko über Mauretanien zum Lac Rose – dem ehemaligen Ziel der Paris-Dakar – in Senegal.
Der Start für die Rückfahrt ist im Jänner 2023 zum 40jährigen Jubiläum der Yamaha Ténéré und wir feiern das auf der Straße bzw. daneben.

Diesmal werde ich den Asphalt allerdings meiden wie die Pest, denn diesmal bin ich ja nicht alleine. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sich nicht trotzdem wieder irgendwelche verrückten Gedanken in mein Oberstübchen brennen und wir nicht mit einer neuen Idee nach Hause kommen.

Eine Tour nach Dakar ist für viele ein “Lebenstraum” – was sind deine?
Lebensträume sollten sich nie zur Gänze erfüllen. Sonst würde ich mich nun nicht ein weiteres Mal auf den Weg nach Dakar machen, Enrico würde alleine fahren und dich würden wir nicht schon wieder auf dumme Gedanken bringen. Der einzige Lebenstraum, den ich wirklich habe: Nie aufhören zu träumen und daran arbeiten, diese zu erfüllen. Wenn auch nicht ganz.

Danke Tom...

Enrico Loose Screw und Tom am Plage Blanche in Afrika, 2023

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