Martin Lietz / Wuppenduro – Interview!

Moin Martin,

wir haben grad dein Video von dem Algarve-Trip gesehen. Direkt Fernweh bekommen und wollen das alles mit eigenen Augen und Moped erleben. Erzähl uns mehr von dem Trip: wie kam es dazu, mit wem warst du unterwegs, ist das bezahlbar?

Mahlzeit Lutz,

vor vielen Jahren ist ein guter Kumpel von uns aufgebrochen um an der Algarve ein Haus zu bauen. Er hat zu einem damals erschwinglichen Preis ein Steilhang-Grundstück mit Steinhütte erworben und losgelegt. Inzwischen blickt er entspannt von der Terrasse seines zweigeschossigen Hauses auf das 20 km entfernte Meer. Aus unserem Dorf (Cronenberg – Stadtteil von Wuppertal) sind drei Leute in die Ecke gezogen. Darunter auch Tanja, die sich mit Adrian zusammengetan hat, ein begnadeter Endurofahrer aus den Niederlanden. Die beiden haben über viele Jahre Enduro-Touren mit Husabergs angeboten. Immer wieder wurde mir von denen erzählt “Martin, das ist genau Dein Ding! Wir sponsern Dir zwei Fahrtage für zwei Personen, die Du beim WuppEnduro versteigern darfst. Du musst dann aber auch mitkommen!” Gesagt, getan. So kam es zu meinem ersten Algarve-Besuch in 2016. Zu den beiden ersten Reisen 2016 und 2017 habe ich kurze Filme bei vimeo eingestellt, die man unter den Suchbegriffen “SchwebeWahn WuppEnduro” leicht findet.

Viele Leute aus meinem Freundeskreis haben mich gefragt ob sie auch mal mitfahren könnten. So eben jetzt der Tourguide der WuppEnduro-Gruppe “Weiß” und einige WuppEnduro-Helfer.
Adrian hat sich zur Ruhe gesetzt und bietet keine Touren mehr an. Den jetzigen Anbieter hatten wir aus dem Internet. Wir waren mit 10 Leuten vor Ort und hatten ein Rundum-Sorglos-Paket. Jeden Tag wurden wir auf zwei Gruppen aufgeteilt. Zwei Tourguides (die auf der Enduro viel mehr können als jeder von uns) und täglich frisch vorbereitete 450er EXCs standen zur Verfügung.

 

Dass es die erste Enduro-Reise mit meinem “kleinen”, inzwischen 19-jährigen Sohn war, machte die Woche für mich besonders cool. Dass sein bester Kumpel und dessen Vater dabei waren, machte das Ganze fast zu einem Familienurlaub.

Bezahlbar ist relativ. Ich rechne beim Fahrzeug den Verbrauch auch anders als andere Menschen: Fahrstrecke geteilt durch Fahrvergnügen = Verbrauch. So auch bei einer solchen Reise. 200,- Euro pro Nase und Fahrtag ist schon ein Schluck aus der Pulle, erst Recht wenn man den Junior mitfinanziert. Da ist Sprit, Tourguide, Mittagessen, ein super gewartetes Motorrad und ein genialer Tourguide inklusive. Nicht billig aber man zehrt lange davon. Unterkunft mit Frühstück, Flug, Mietwagen und Abendessen (es gibt vor Ort eine Gemeinschaftsküche – Supermarkt in der Nähe) kommen oben drauf.

Dass es die erste Enduro-Reise mit meinem “kleinen”, inzwischen 19-jährigen Sohn war, machte die Woche für mich besonders cool.

Da du schon viele Motorradreisen gemacht hast, interessiert mich was du uns Landeiern empfehlen würdest. Wohin sollen wir den nächsten Enduro-Trip planen?

Nach wie vor die für mich schönste Enduro-Reise, die ich je gemacht habe, war Island. Damals – 1994 – war aber die Ringstraße kaum asphaltiert. Wir haben mit einigen Motorrad-Fahrern alleine am Strokur-Geysir gefrühstück. Geniale Bilder. Aus dem vorletzten Jahr habe ich Bilder von meinem Chef gesehen, der mit dem Reisemobil dort war – wie ganz viele andere. Vom Strokur war kaum etwas zu sehen. Inzwischen ist im Sinne des Tourismus die Ringstraße ein Asphaltband. Trotzdem glaube ich, dass das Hochland immer noch eine Reise wert ist.

Prio 1 haben für mich immer noch die USA. Drei Reisen haben unsere Kinder dort erlebt. Die erste nebeneinander im Beiwagen und Christiane hat uns auf einer 750er Honda verfolgt. Dort zu sein ist für mich besonders. Ich bin in Michigan aufgewachsen und liebe die Offenheit und die Gastfreundschaft der Menschen. Die komplette Sierra Nevada mit den angrenzenden Nationalparks (an Wochenenden ebenso überlaufen wie Island – die Amis haben im Schnitt nur 10 Tage Jahresurlaub und sind viel an Wochenenden unterwegs) bietet Schotter- und Sandpassagen ohne Ende. Der Badlands National Park ist weiter im Landesinneren, aber mein Lieblingsort, den wir bei der letzten Reise fast für uns hatten.

Wenn man dort ist, dann sollte man das berühmte “Sturgis-Treffen” einbauen. Dafür wollte ich mir noch Aufkleber für die Enduro-Koffer machen: “a Harley stops where the fun begins!”

Das habe ich auf Anraten meiner weisen Gattin unterlassen . . . . 

Du bist mit deinem WuppEnduro eine große Inspiration und Hilfe für uns. Ich glaube wir sind jetzt schon die 4. Rallye die indirekt auf Deinem Mist gewachsen ist. Was denkst du, kriegen wir die 10 voll?

Ganz sicher. Das ist ein Selbstläufer. Der Bedarf an ungezwungenem Offroad-Fahren, jeder so wie er Lust hat, in einer Gemeinschaft, die sich gegenseitig hilft und nicht besser sein will als der Andere, der Bedarf ist riesig. Und Ihr bietet mit der Vielfalt der Sektionen, einer absolut liebenswerten und humorvollen Crew, einem Bilderbuchort als Fahrerlager einen absolut genialen Rahmen zum Wohlfühlen.

Ohne Euren Zuspruch und wertvollen Tipps am Anfang, wäre es sicher viel schwerer geworden das HASELRODEO zu organisieren. Woher nimmst du deine Motivation bei den ganzen Hürden die einem das Offroad Fahren schwer machen?

Bei mir sind es hauptsächlich zwei Gründe:
Das WuppEnduro, das bin nicht ich. Das ist ein großes und geniales Team im Hintergrund, das sich im 19ten Jahr echt toll eingespielt hat. Dabei könnte ich die Personenzahl gar nicht genau beziffern. Viele helfen auf ganz besondere und individuelle Weise. Da passieren Dinge von ganz alleine. Der eine denkt für den anderen – und eben auch für mich – mit. Ein tolles Gefühl. Da kann ich keinen enttäuschen und sagen “ich höre auf”.
Ganz ehrlich der gute Zweck. Das jährliche Spendenergebnis ist inzwischen überwältigend. Alleine hätte ich doch nie und nimmer die bisher erreichten 280.000,- Euro in meiner spannenden, aber auch problematischen Stadt spenden können. Wir alle hoffen einen Teil dazu beizutragen, dass unser Lebensort lebenswert bleibt.

Martin und Timo beim schlammigen Niederwürzbach 2021

Wuppenduro 2021

Das WuppEnduro findet mitten in der Stadt Wuppertal statt. Wenn man das hinkriegt, dann müsste man doch überall in Deutschland eine Rallye auf die Beine stellen können.
Hast du ein paar Ratschläge für unentschlossene Rallye-Organisatoren auf Lager?

(Die Haselrodeo-Clique steht allen interessierten übrigens auch mit Rat und Tat zur Seite.
Von Haftungsausschluss bis Haftpflichtversicherung. Einfach Mail an info@haselrodeo.de)

Jein. Es gibt immer wieder Kritik, die aber schnell im Keim erstickt werden kann, wenn man mit den Passanten und Anliegern redet. Erzähle ich nämlich, dass wir jährlich ca. 30.000,- Euro an karitative Einrichtungen in Wuppertal überweisen, dann verhallt die Kritik sehr schnell.
Wichtig ist auch die Schar der ausgebildeten Ersthelfer (möglichst offizielle Institutionen), die bei den begleitenden Behörden Vertrauen schafft. Wenn die befahrenen Flächen Privatflächen sind, fallen auch wieder einige genehmigungsrechtlichen Barrieren.
In der aktuellen Fridays for future-Zeit hat unser Hobby kaum noch eine vertretbare Zukunft.
Da hilft der karitative Aspekt bei unserem Format mitten in der Großstadt enorm. Würden wir als Veranstalterteam nicht jeden Cent spenden, hätten wir mitten in der Großstadt wohl kaum noch Fürsprecher.

Deine Familie ist ähnlich Motorrad-verrückt wie du. Ich glaube alle haben einen Führerschein, fahren gerne Offroad und mit deinem Sohn Timo warst du grad an der Algarve Enduro Fahren. Die eine Hälfte von uns wünscht sich einen Vatter wie dich und die andere einen Sohn wir Timo. Wie habt ihr das denn hinbekommen? Wir haben zwei Söhne. Beide sind 125er gefahren. Der kleine hat das Hobby fortgesetzt und der große hat seitdem keinen Führerschein mehr gemacht. Er nutzt inzwischen lieber mit seiner Freundin den ÖPNV. Beide Jungs hatten den Vorteil eines großen Gartens mit Holzrampen, Sprüngen und Anliegern für die Fahrräder und die 80ccm Kawasaki. Genutzt hat das Ganze meistens der Kleine, was für uns vollkommen in Ordnung ist. Beide sind aus unserer Eltern-Sicht gut gelungen und werden ihren Weg gehen. Wenn ich mich recht erinnere, hast du im letzten Jahr angefangen ein Bike fürs Haselrodeo zu bauen – wie stehts mit dem Projekt? Timo fährt im Alltag meine betagte 750er Super Ténéré, eben die mit der ich schon mit Christiane als Sozia (manchmal war ich auch Sozius) auf Island war. Das gleiche Motorrad hatte mein Schwager mit mir zusammen gekauft. Bei ihm stand sie lange in der Ecke bis ich sie zum Schlachten erwerben durfte, weil meine bei diversen WuppEnduros schon sehr gelitten hatte. Jetzt baue ich die Schwager-Ténéré zur XTZ 850 um. Motor von der TDM 4TX. Ich habe auch eine TRX, bei der sich aber das Getriebe offroad nicht eignet. Aber der Klang von dem 850er Triebwerk ist schon echte Musik. Der komplette Kabelbaum muss umgestrickt werden und einige andere Umbauten sind erforderlich gewesen. Der Motor hängt schon im Rahmen, Ventile sind eingestellt. Trotzdem werde ich wohl erst 2023 damit beim HaselRodeo auflaufen können, weil erstmal einige Dinge am Haus zu tun sind.

Schlägt dein Herz für klassische Maschinen (sagen wir vor 1998), oder bist du eher ein Fan der technischen Innovationen im Motorradsport der Gegenwart?

Alles was brummt, Stollenreifen hat und bei meinen 110 kg nicht um Hilfe schreit, begeistert mich. Natürlich kann man mit den modernen Geräten ganz anders um die Ecken fliegen als mit meinem betagten Geraffel, das bei mir auch nicht perfekt gepflegt wird. 

Meine 520er EXC, die ich mir für die Teilnahme an der Deutschen Enduro-Meisterschaft 2004 gekauft habe, ist viel ruppiger als die eingespritzte 450er, die ich jetzt in Portugal fahren durfte. Mein Urlaubsbegleiter hatte gerade 11 km auf dem Tacho und hat so schön Gas angenommen. Ein Traum. Bei mir aber für wenige Male im Jahr Perlen vor die Säue.

Mein bisheriger Favorit war die LC8, 950er Adventure S, Vergaser-Version. Eine Diva. Viele Defekte. Aber wenn sie lief . . . . Spaßfaktor! Offroad konnte man damit ebenso krachen lassen wie auf der Straße. Weil ich aber jeden Tag fahre, musste sie einer CRF 1000 weichen, mit der ich morgens und abends durch den Berufsverkehr wedele. Ohne Defekte.

Optisch und akustisch begeistern mich aber die Klassiker. Das ist meine Jugend. Für das kommende HaselRodeo habe ich mir eine DR 650 R Dakar gekauft. Nur dafür!! Nein, aber das Warum ist in dem Fall eine längere Geschichte. Trotzdem schön, dass ich sie jetzt habe, denn beim HaselRodeo wird sie sich zu Hause fühlen. Bei Euch sieht man schöne Klassiker, sehr coole low budget-Umbauten und viel kultiges Zeug. Da macht es einfach Spaß stehenzubleiben und zu schwätzen. Das macht auch das HaselRodeo aus.

Wie kann man so bekloppt sein und sich extra zum Helfen bei uns frei nehmen? Wir garantieren, das du keinen Pfennig Honorar bekommen wirst.

Die Frage kann nur jemand stellen, der noch nicht bei Euch war! Wer kriegt schon einen Saloon für sein Event gebaut? Wer bekommt für seine Veranstaltung Pokale geschweißt und gedengelt, die Stück für Stück Kunstwerke sind? Ihr habt eine bunte und lustige Truppe zusammenbekommen, die auf dem Bikerhof Haselroth, mitten im Fitti-Ring jährlich vielen Gleichgesinnten ein Familientreffen ermöglicht. Die Atmosphäre ist einfach . . . . . Vorfreude auf das nächste Jahr.

Wir wundern uns ja selbst, dass unser Chaoshaufen ne Rallye hinbekommen hat – was sollen wir deiner Meinung nach verbessern beim nächsten mal?

Da fällt mir wenig ein. Ihr werdet von Jahr zu Jahr neue Ideen und Verbesserungen haben.

Ihr seid so eine kreative Truppe, dass man Euch da nicht reinschwätzen muss. Ihr habt einen super-Start hingelegt. Als Tourguide und letzter Mann unserer Gruppe war ich im vergangenen Jahr nervös als sich die Gruppen bei der Abfahrt in die Sektionen durchmischt hatten. Da hat es ein wenig gedauert, bis ich unsere Schäfchen für die erste Sektion wieder zusammen hatte.

Motorrad Fahren macht glücklich, aber was ist deine wichtigste Erkenntnis über das Leben?

Sei offen für neue Themen und neue Begegnungen. Letztere sind immer bereichernd und können zu Freundschaften werden. Viele gute Freunde haben bei uns mit Motorrädern wenig oder gar nichts am Hut – alles gut.

Danke Martin...

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