Moin Phil,
ich finde deine Bilder so geil, weil sie eher künstlerisch sind, weniger wie klassische Reportagefotografie. Wie denkst du darüber?
Das liegt natürlich immer in Auge des Betrachters.
Die Idee ist schon eine Reportage gewesen, nur mit einem anderen ästhetischen Anspruch.
Vielleicht ist es ein persönlicherer Blickpunkt?!
Wenn man sich deine Bilder anschaut und beim HASELRODEO dabei war, dann wundert man sich immer, WANN du diese Bilder geschossen hast – bist du unsichtbar beim Fotografieren?
Klar, mein Tarncape habe ich immer dabei!
Nein, natürlich bin ich nicht unsichtbar. Das Geheimnis liegt in der Wahrnehmung derer, die ich in meinen Bildern festhalte.
Wenn mann sich dem Motiv annähert, seine Sympathie und Respekt zeigt, kommt man zu den authentischen Bildern, die sich von der Massen-Reportage abheben.
Wieso analog? Ich meine, der ganze Aufwand… …wie lange dauerte das alles zu entwickeln und wirst du es wieder machen?
Wir haben es 2020. Die Welt wird in den sozialen Medien von Bildern und Videos überflutet. Jeder versucht, sich durch immer neue Filter abzuheben.
Analog ist in meinen Augen die ehrliche Fotografie. Jeder sieht, was du gesehen hast, ohne es nachträglich zu manipulieren.
Hinzu kommt, dass die Rallye ja auch den Anspruch hat, klassische Motorräder zu glorifizieren und ehren. Dann war für mich klar: Meine Ausrüstung muss da rein passen!
Such mir mal 3 deiner Lieblingsbilder vom HASELRODEO raus und sag wieso gerade DIE geil sind.
Keine einfache Aufgabe…
Das Erste ist einfach sehr persönlich. Ich wollte dich am Tag vor der Rallye portraitieren. Du strahlst und bist aufgeregt wie ein Kind vor Weihnachten. So voller Adrenalin, dass ich es nicht geschafft habe, deine vollkommene Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Das Zweite ist für mich ein Symbolbild des Rodeos: Alle packen mit an und so kommt auch das dickste Kind den Hügel hinauf!
Und natürlich braucht es auch ein Action Bild!
Du hast nen Motorradführerschein und ich erinner mich dass du mal mit dem Bike vonem Kollegen mit 300 Sachen an Ibbenbüren vorbeigeflogen bist…falls das stimmt, dürftest du ja auch bei der Rallye mitfahren. Machste das im kommenden Jahr?
Ach ja, die Vergangenheit…
Ja, ich dürfte mitfahren und hab auch mega Bock, aber wer soll dann die Bilder machen?
Ich habe genau 20 Farbfotos von dir bekommen und 352 in Schwarz/Weiss. Persönlich mag ich S/W, weil ich sie mir viel genauer ansehe, als die Flut an bunten Bildern überall. Was ist dein Grund für diese Wahl?
Die Wahl zu S/W fiel, um eine Einheit zu erzeugen und den Fokus auf das Wesentliche zu stärken. Farbe kann schnell ablenken oder eine Stimmung beeinflussen. Bei der Event-Reportage habe ich nicht die Möglichkeit, diese Faktoren zu beeinflussen und kann mich bei S/W besser auf der Geschehnis konzentrieren.
Mit welchem Equipment hast du hier gearbeitet?
Ich habe mit der klassischen Reportagekamera gearbeitet, der Leica M.
Die Farbbilder sind mit einer Mittelformatkamera entstanden.
Picasso sagt ja “Jeder ist ein Künstler!”, aber ich weiss ganz sicher, (aus eigener Unfähigkeit) dass NICHT jeder ein Fotograf ist, der ne Kamera in der Hand hat. Was macht für dich einen Fotograf aus?
Am Ende des Tages ist es, wie so oft, eine Geschmacksache.
Für mich ist ein Fotograf jemand, der weiss, wie eine Situation/ein Moment in einem Bild festgehalten werden kann. Jemand der weiss, welche Perspektive, welcher Anschnitt das übermittelt, was in dem Bild erzählt werden soll.
Ich denke, es ist wie in vielen anderen Bereichen auch, ein gutes Gespür ist eben so hilfreich, wie Erfahrungen und Routine.
Dennoch sollte man immer offen sein für Neues!
Du warst bei der Rallye mit Tingel unterwegs, der gefilmt hat – arbeitest du lieber im Team oder alleine?
Wer hat denn nicht gerne gute Gesellschaft?!
Es ist schön, in einem Team unterwegs zu sein. Wenn ich dann aber in Aktion gehe, blende ich meine Umfeld so oder so aus. Für das Ergebnis macht es dann keinen Unterschied.
Geld gibts nicht, dafür kostet es eine Menge Zeit vor Ort und noch mehr im Fotolabor… wieso machst du das alles überhaupt?
Wenn Freunde eine gute Idee haben, sollte man diese unterstützen!
Eine gute Zeit war ein Garant. Ich konnte mich selbst testen, künstlerischer Freiraum… Also warum nicht?
DANK U WEL!
Alsjebleift
LL
Phill
Am Dickenberg wird traditionell Dreck geliebt und angepackt. Seit dem 15. Jahrhundert wird hier Kohle abgebaut. Nachdem die oberflächlich erreichbaren Schichten weg waren, musste der Kopf angeschmissen werden, wie sich die Kohle tiefer erreichen lassen würde. Innovationen wie technische Geräte zur Belüftung, Entwässerung und zur Förderung wurden erfunden und gaben Menschen aus Ibbenbüren und aus allen Himmelsrichtungen Brot und Butter.
Heutzutage sind es hier nicht mehr tiefe Flözschichten oder Grundwassereinbrüche, die uns nachhaltig beschäftigen. Heute bereiten uns Kopfzerbrechen pseudotiefe Verschwörungserzählungen und Einbrüche von Rechtsaussen, die drohen unsere Gesellschaft und unsere Demokratie wegzuspülen.
Dazu Kriege in der Nachbarschaft und bei Freund*innen, die Folgen einer Pandemie und der Klimaerwärmung. Boah…
Aber was tut uns besser als frischer Wind im Gesicht und Dreck unter den Reifen? Im Dreck sind alle gleich. Das galt damals schon im Pütt und gilt genauso jetzt im Steinbruch.
Mit deiner Unterschrift unter den Haftungsausschluss erklärst du dich damit einverstanden, dass die Haselrodeo Rallye keinerlei Platz bietet für rechtes Gedankengut, rechte Symbolik und rechte Sprüche und genauso wenig für Sexismus, Antisemitismus und Klimawandelleugnung.
No Nazis – NoAfD – Nie wieder ist jetzt
Wir stehen ein für eine offene Gesellschaft, für Freiheit und Gleichberechtigung.
Es geht darum gemeinsam Spaß zu haben, uns auszupowern und zu connecten und dabei unser aller Akku mit Power und Liebe aufzuladen – unabhängig von der Herkunft, dem Geschlecht, der sexuellen Orientierung und der Fähigkeiten.
Wir als Haselrodeo Familie stecken ob der schwierigen Zeiten den Kopf nicht in den Sand, sondern die Reifen in den Dreck.
Kommste mit?
Mehr Liebe für alle von Judith & Lutz!